Mission

Der heimliche Tsunami

Im August waren 2,3 Millionen Venezolaner auf der Flucht – aus dem ehemals reichsten Land Lateinamerikas! Die Nachricht über diese Flüchtlingswelle wird in Europa leider kaum wahrgenommen. An der ecuadorianischen Grenze beispielsweise werden täglich bis zu 4.200 Flüchtlinge registriert. Laut den Vereinten Nationen leiden 1,3 Millionen der Flüchtlinge aus Venezuela teilweise massiv an Unterernährung, ein unhaltbarer Zustand. Matthias Kullen berichtet aus Arequipa, Peru:

Ich habe engeren Kontakt zu einem unverheirateten Flüchtlingspaar aus Venezuela, die im Februar hier in Arequipa angekommen sind. Ich habe sie kennengelernt, weil sie in der Fußballgruppe meiner Kirche mitspielen wollten. Leider haben sich die meisten Peruaner danach aus der Gruppe zurückgezogen. Viele ärgern sich über die Einwanderer.

Mehrmals haben Carlos und Maria (Namen geändert) schon ihre Arbeit gewechselt. Sie werden ausgenutzt und verdienen weniger als den peruanischen Mindestlohn. Carlos arbeitete einige Monate in einer Autowaschanlage, jetzt in einem Restaurant, von 10-23 Uhr; Maria von 6-16 Uhr in einer Bäckerei und anschließend bis 23 Uhr in einem Lokal. Ihr einziger freier Tag ist Mittwoch. Einen Lohn schicken sie ihren Familien in Venezuela, den anderen brauchen sie für Miete, Lebensunterhalt und Behördengänge. Vor einigen Monaten waren sie in Geldnot, weil ihr Lohn nicht rechtzeitig kam. Ich habe ihnen Geld geliehen, das sie komplett zurückbezahlten, und besuche sie regelmäßig.

Auf Kreuzungen, vor Einkaufszentren und in der Fußgängerzone findet man überall Venezolaner, die Süßigkeiten oder Sandwichs verkaufen. Zwei Bekannte haben ebenfalls einen Straßengrill angefangen. Sie teilen sich ein Zimmer. Das machen viele, um Kosten zu sparen. Täglichen beantragen angeblich 700 Venezolaner in Lima eine Arbeitserlaubnis, erzählt mir eine Bekannte, die in dem zuständigen Amt tätig ist. Manche Beamte sind korrupt und nehmen Schmiergeld für die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen.

Die Flüchtlinge sind ihrer Wurzeln entrissen und offen für viele Einflüsse, auch fürs Evangelium. Leider beobachte ich, dass viele Gemeinden in Arequipa die Not der Venezolaner ignorieren. Die Einwanderer bilden eine Parallelgesellschaft und bleiben unter sich. Bitte bete, dass sich die peruanische Kirche öffnet und der Not der Geflüchteten annimmt.

Dieser Beitrag wurde von der DMG zur Verfügung gestellt.
Hier findest du weitere Artikel zur Flüchtlingssituation in Venezuela und den Nachbarländern.

Foto: Amazônia Real/flickr/CC BY 4.0

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