Bibelimpuls

Ehrliches Gebet

Zu meinen Dozenten an der Uni bin ich höflich. Ich überlege mir gut, was ich sage und wie ich es sage. Und das ist gut so, denn so ist auch unsere Beziehung zueinander. Bei meinen besten Freunden bin ich anders. Da kann ich einfach sagen, was ich denke. Ich muss nicht lange überlegen. Ich kann ehrlich sein.
Vor einigen Jahren habe ich damit angefangen, mein Reden mit Gott ehrlicher werden zu lassen. Ihm das zu sagen, was wirklich in mir vorgeht und darauf zu vertrauen, dass er das aushält. Das hat meine Beziehung zu Gott krass vertieft.
Wie sieht dein Reden mit Gott aus? Sprichst du ehrlich und offen? Oder eher höflich und förmlich? Nicht, dass sich das gegenseitig ausschließen würde…

Aber sehen wir uns an, wie David in Psalm 55 betet. Er fleht zu Gott und steckt scheinbar in Schwierigkeiten. **„**Diese gottlosen Menschen wollen mir schaden, voller Hass feinden sie mich an. Mein Herz krampft sich zusammen, Todesangst überfällt mich.“ Es geht hier nicht um etwas Liebeskummer, wo sich das Herz auch mal zusammenkrampft. Es ist viel heftiger. **„**Wäre es mein Feind, der mich verhöhnt, dann könnte ich es noch ertragen. Würde mein erbitterter Gegner sich über mich erheben, so wüsste ich ihm aus dem Weg zu gehen. Aber du bist es, mein Vertrauter, mein bester und engster Freund! Wie schön war es damals, als uns noch tiefe Freundschaft verband!
Verrat! Es sind nicht nur Feinde, die David das Leben schwer machen, sondern sein ehemaliger engster Freund. Sie waren wie Brüder, die ihr Leben miteinander geteilt haben. Und nun ist die Beziehung zerrissen. Verletzung, Zorn, Wut und Trauer bestimmen Davids Gefühle.

Und jetzt wird’s krass: „Ohne Vorwarnung hole der Tod meine Feinde! Mitten aus dem Leben sollen sie gerissen werden, denn die Bosheit herrscht in ihren Herzen und Häusern.“ What? Sowas sagt man aber nicht, David! Schon gar nicht zu Gott.
David gibt hier das Innerste seiner Seele preis. Auch die dunkelsten Gedanken. Aber dass er das macht, ist okay. Denn er schüttet Gott sein Herz aus – ganz ehrlich und unzensiert. #nofilter

Was soll uns das sagen? Dass es gut ist, unseren Feinden den Tod zu wünschen? Ich glaube kaum. Aber: David nimmt im Gebet kein Blatt vor den Mund. Er empfindet Wut, Zorn und Hass. Negative Gefühle, für die wir uns vielleicht schämen und die wir oft nicht zulassen wollen. Er geht damit direkt zu Gott, weil er ihn liebt. Und weil er weiß, dass Gott ihn liebt und dass ihre Beziehung das aushält. Das ist der Weg, den wir mit solchen Empfindungen gehen sollten. Gott kann damit umgehen. Und er will sogar damit umgehen.
**Gott ist an unserer Ehrlichkeit mehr interessiert, als an unserer Höflichkeit.

**Das ist ein Artikel aus unserem STEPS-Archiv

Julian

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