Themenimpuls

Ist das nicht ungerecht?

Kennst du das? In der Schule oder irgendwo auf Social Media gibt es mal wieder eine Diskussion über Ungerechtigkeit. Es geht um steigende Preise, Pay Gap und die Schere zwischen Arm und Reich. Wir könnten an den vielen Ungerechtigkeiten verzweifeln, die wir so sehen. Wir wünschen uns faire Preise, faire Löhne für faire Arbeit, gleiches Recht für alle. Zumindest für alle, die uns ähnlich sind.
Denn es gibt ja noch die “anderen”. Die, die nicht arbeiten und sich auf Kosten des Staates “einen Lenz machen”. Die viele Kinder bekommen und deren Zukunft dann genauso aussieht, wie das Leben der Eltern heute.
Kennst du diese Vorurteile? Vielleicht hast du sie selbst schon geäußert und dir dabei genau diese Frage gestellt:**
Ist das nicht ungerecht?**

Seit fast zwölf Jahren arbeite ich in einem christlichen Verein in einem ostdeutschen Plattenbauviertel. Vor einiger Zeit erhielt ich eine Nachricht meiner Kollegin. Sie fragte, ob wir noch Schuhe in unserem “Notlager” hätten.
Ihr war Danny (Name geändert), ein quirliger Grundschüler, aufgefallen, weil er ziemlich ausgetretene Schuhe trug. Seine Zehen guckten schon vorn heraus. Die Sohle war so kaputt, dass er mit den Füßen auf dem blanken Boden lief (siehe Bild zum Beitrag). Meine Kollegin bat ihn, die Schuhe auszuziehen und gab ihm dafür ein Paar neue.
Viele Kinder, die in schlechten Umständen aufwachsen, erfahren keine soziale Gerechtigkeit. Sie müssen früh Verantwortung übernehmen. In ihrem Umfeld findest du Suchterkrankungen, Arbeitslosigkeit, psychische Probleme und Eltern, die sie schon ab der Grundschule nicht mehr richtig unterstützen können. Weniger Teilhabe. Weniger Bildung. Weniger Sicherheit. Gemeinsam mit ihren Eltern stecken sie im Teufelskreis „Bildungsferne – Armut – Perspektivlosigkeit – Sucht“. Und sie haben sich dieses Leben nicht ausgesucht.**
Ist das nicht ungerecht**?

Bei einem Bericht über unsere Arbeit in einem Gottesdienst zeigte ich Dannys Schuhe. Schuhe, die schon beim Anschauen weh tun. Und ich äußerte meinen Wunsch: Dass wir einmal hundert Schritte in seinen Schuhen gehen. Um zu spüren, warum manche Menschen in ihrem Leben einfach nicht vorwärtskommen. Um zu verstehen, wo und warum ihnen der Schuh drückt. Um ein kleines bisschen teilzuhaben an ihrem Leben. Um ihnen und ihren Herausforderungen und Bedürfnissen abseits der Vorurteile gerecht zu werden.

In der Bibel steht im Buch Jesaja eine simple Aufforderung: Brich dem Hungrigen dein Brot (Jesaja 58,7).

Dort steht nicht, dass uns der Hungrige vorher erst glaubhaft versichern muss, dass er alles dafür getan hat, den Hunger aus eigener Kraft abzuwenden. Dort steht auch nicht, dass wir nur dem Hungrigen unser Brot brechen sollen, der unverschuldet in Not geraten ist.
Brich dem Hungrigen auch nicht irgendein Brot, sondern deines. Lass ihn teilhaben, schenke ihm ein Stück von deinem Leben, deiner Zeit, deiner Liebe, deinem Segen.
Und von deinem Verständnis.

Das ist eine gekürzte und überarbeitete Version dieses Blogbeitrags.

Stefanie

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