Wenn Träume normal werden
Heute ist in Deutschland immer Feiertag: Tag der deutschen Einheit. 45 Jahre war Deutschland geteilt. 45 Jahre Kalter Krieg. 45 Jahre teilweise Diktatur und Unterdrückung. Uneinigkeit. Gefahr an den Grenzen. Weil Unrecht da war. Kein richtiger Friede da war. Unzufriedenheit da war. Ungleichheit da war. Deshalb setzten sich Ende der 80er Jahre immer mehr Menschen in Ost und West voll ein. Beteten. Sangen. Demonstrierten. Für ihren Traum, dass das alles endete. Der Traum wurde wahr. Und normal.
35 Jahre später wurde der Tag in vielen Städten vermutlich weniger gefeiert als der Einzug des deutschen Teams in ein Fußball-Viertelfinale. Schüler freuen sich, dass keine Schule ist. Arbeiter auf Freizeit. Morgens lange ausschlafen, dann weiter gammeln, bisschen Serie schauen, bisschen Sport oder vielleicht auch ein Tagesausflug? Hauptsache gute Unterhaltung. Freunde. Essen. Was erleben. Aber Einheit feiern?
Irgendwie fühl ich den Tag nicht so sehr. Und ich denke auch vielen anderen bedeutet der Tag nichts mehr. Wenige sprechen darüber und wenn es nicht extern gepusht würde, würden sich viele nicht drum kümmern. Ich hab mich gefragt, wie eine Sternstunde einer Nation, die im Land für eine kurze Zeit komplette Euphorie ausgelöst hat, heute so stark vergessen wird?
Wenn alles zur Routine wird, wenn Träume normal werden, führt uns das dazu, dass wir Highlights nicht mehr feiern, sondern sie für uns ziemlich grau werden. Wir werden undankbar und unzufrieden.
In der Bibel fordert Gott mehrmals das Volk Israel dazu auf ihren Kindern weiterzusagen, weshalb es bestimmte Feste gibt und was Gott genau getan hat: “Was wir hörten und erkannten, was unsre Väter uns erzählten, wollen wir ihren Söhnen nicht verschweigen, das sollen auch künftige Generationen erfahren: die Ruhmestaten und die Stärke Jahwes und die Wunder, die er tat.” (Psalm 78,4)
Super wichtig, dass man nicht nur einen Tag frei hat, sondern der Tag auch dem Zweck dient, weshalb er da ist. Weil es vielleicht auch in Zukunft mehr denn je in unserer Gesellschaft wichtig wird, dass man an einem Tag bewusst an Einheit denkt. Denk einfach an eine zersplitterte Gesellschaft von heute.
Lass uns den Tag der deutschen Einheit nutzen, um alles bewusster wahrzunehmen. Gerade das, was zur Routine werden kann oder wofür wir nicht mehr dankbar sind: Gottes Gnade, Abendmahl, tägliches Essen und Grundbedürfnisse, funktionierender Körper, Bildung. Lass uns das, was uns normal wird, mal wieder mehr würdigen und schätzen und besonders den Geber dahinter neu anbeten und ihm danken. 🙏

